SLOWENIEN

6. – 15. AUGUST 2019

Gut erholt, frisch und sauber sind wir Richtung Slovenien gestartet. Weil einige erzählt haben, dass der Wurzenpass, der der direkteste Weg gewesen wäre, echt hart sein soll, haben wir uns für die entspanntere Umfahrung über Italien entschieden. Vor allem, weil wir uns vor dem eigentlichen Pass eh nicht drücken können und uns nicht komplett zerstören wollten. Also haben wir 200m vor der slowenischen Grenze im leichten Nieselregen einen schönen Spot gefunden und uns mit Nudeln mit zu viel Pesto ins Bett gehauen.

Am 6.8. sind wir dann den Vršičpass angegangen 8km auf 800 Höhenmetern. Was auf manchen Radtourseiten als “besonderer Reiz“ beschrieben wird, nämlich der Kopfsteinpflasterkehren, fanden wir einfach nur scheiße. Bei den Rechtskurven, wo es dann innen so steil war, dass es einem manchmal das Vorderrad hochgehoben hat, haben wir besagten Reiz nicht so ganz nachvollziehen können. Da haben wir auch zum ersten Mal wirklich die 120kg (mit uns natürlich) gespürt, die wir da den Berg hochtreten. Naja, alles für die Bergwertung. Völlig verschwitzt und hochrot sind wir oben angekommen und sahen zwischen all den Turis, die mit dem Auto raufgefahren sind, aus wie frisch geschlüpft. Egal, stolz waren wir trotzdem und Brot und Käse haben nie besser geschmeckt. Das Runterfahren war super schön und entspannt, aber wir mussten zwischendrin trotzdem Pausen für die Bremsen machen, weil die gut heißgelaufen sind. Perfekt für ein bisschen Würfeln. Dann waren wir im hochgelobten Sočatal und haben einen komplett überfüllten Campingplatz bei Trenta gefunden, weil wildcampend in dem schmalen Tal quasi unmöglich ist. Außerdem war uns schon sehr nach duschen. Den nächsten Tag sind wir dann an der traumhaft türkisen Soča entlang, aber weil es eigentlich hauptsächlich bewölkt war und oft geregnet hat und auch echt garnicht so warm war, haben wir in Bovec beschlossen, ein paar Tage zu bleiben, damit wir von dem, wovon alle schwärmen, auch was sehen und nicht nur vorbeiradeln.

Also sind wir direkt am nächsten Tag vom Campingplatz zum Slap Boka gefahren, dem höchsten Wasserfall des Landes und erstmal wie Fahranfänger rumgeeiert, weil gar so seltsam war, ohne das ganze Gewicht zu flitzen. Nix mehr träger LKW. Der Aussichtspunkt war nach 15 Minuten wandern schnell erreicht, also sind wir weiter rauf auf den Berg, wo wir mit einer wahnsinns Aussicht und einem blauen Schmetterling belohnt wurden. Für den nächsten Tag haben wir uns eine Canyoning Tour gebucht, wo wir eine traumhafte Schlucht durchwandert haben . Mit 8m Sprüngen in das schönste blaue Wasser, Naturrutschen und Abseilen in einem 47 m hohen Wasserfall. Mega schön. Alles natürlich im Neoprenanzug, weil das Wasser gerade mal 12°C hatte. Und am nächsten Tag hat sich bei mir dann der Muskelkater von Passüberquerung, Wanderung und dann noch Canyoning gerächt und meine Beine haben 2 Tage nicht mehr das gemacht haben, was ich wollte.

Ein Kaff weiter haben wir uns dann doch noch geschleppt (15km leicht bergab, hat sich aber angefühlt wie 15 bergauf), nach Kobarit, wo wir das erste Weltkriegsmuseum angeschaut haben und in einem echt schönen Campingplatz direkt an der Soča untergekommen sind. Wir hatten echt Glück mit den Campingplätzen, weil die eigentlich immer komplett ausgebucht waren, aber wir haben anscheinend so bemitleidenswert ausgeschaut, dass sie dann doch immer noch ein Plätzchen übrig hatten. Naja, auf jeden Fall waren da ja dann die Wege nicht weit und wir konnten unsere geschundenen Beine entspannen, ein bisschen Klippenspringen, bisschen sonnen, lesen und Stück für Stück schauen, wie weit man sich in der starken Strömung treiben lassen kann, ohne an die Felsen zu klatschen – Fazit: nicht weit, weil das Wasser echt sau kalt und Schnappatmung anstrengend ist, also lieber wieder ein Grapefruit Radler und lesen. Am Abend wurden wir dann noch von unseren lieben Zeltnachbarn Steffi und Horst (ja Horst) auf ein leckeres Risotto eingeladen. Perfekter Tag.

Am Sonntag haben wir dann hauptsächlich Strecke gemacht und sind auf der Bundesstraße über Tolmin bis nach Nova Gorica gefahren. Dabei ist uns aufgefallen, dass vor allem die Italiener und Österreicher die gestörtesten Überholmanöver starten. Da könnten uns die Beifahrer echt auf die Schulter klopfen, so nah sind die. Vielleicht werfen wir ihnen einfach mal Kekse oder sowas rein. Naja an einem Waldrand haben wir dann unser Lager aufgeschlagen, Tom uns Paprikacurry mit Glasnudeln gekocht und von den Mücken zamfressen lassen. Trotz literweise Antibrumm forte, aber da kennen die ausgehungerten Viecher nix.. Jeder von uns hatte so 20-30 Stiche. Pro Bein. So schnell konnte man garnicht um sich hauen und am Schluss konnte man nicht sagen, von was genau wir jetzt rot sind. Blöde Viecher. Ich hab trotzdem eigentlich ganz gut geschlafen, aber Tom ab Mitte der Nacht nicht mehr und am Morgen hats ihn komplett zamgedreht. Wir wollten dann noch Frühstück kaufen gehen, weil wir uns dachten, Nutella und eine Banane werdens schon richten, aber dann gings ihm noch schlechter. Also die 2 km wieder zurück zu unserem Spot, Erkältungstee gekocht und im Schatten in der Unterhose vor uns hingeschwitzt. Tom, weil der Tee einen kurz fiebern lässt, ich, weils halt heiß war. Irgendwann kam dann noch ein Bambi daher und hat uns aus sicherer Entfernung beobachtet und am Abend gings schon viel besser. 

Beim Frühstück sah die Welt schon wieder ganz anders aus und auf einmal sehen wir im hohen Gras einen Mann quer durchs Feld auf uns zustopfen, der fragt, ob wir slowenisch können. Als wir verneinen, sagt er nur „It’s military area. You know?“ lächelt freundlich, verabschiedet sich und geht wieder. Aha dachten wir uns. Gut, dass das slowenische Militär anscheinend nicht viel zu tun hat. So gut bewacht haben wir bisher noch nicht gezeltet. 

Dann sind wir los Richtung Vipava, wo wir ein Paket erwartet haben. Da kam dann durch die Gerüche und die Umgebung auch das erste Mal Urlaubsgefühl auf, aber dann wurde es immer windiger und die Böen haben uns teilweise ins Feld geweht. Im Postamt hat uns die nette Frau dann gesagt, dass das quasi eh nur ein laues Lüftchen ist und es am Abend und nächsten Tag so richtig losgeht. Deswegen haben wir uns einen möglichst windgeschützten Platz gesucht, was echt lächerlich war, weil der Wind aus allen Richtungen kam und alleine das Aufbauen schon ein Abendteuer war. So viel Mühe haben wir uns noch nie gegeben, aber das war auch gut so weil es echt krass geworden ist. Heftiges Gewitter, Orkanböen und im Zelt so laut, dass wir die Nacht maximal 3h geschlafen haben.

Gerädert sind wir dann am Morgen raus (immernoch Böen bis 80km/h) und haben festgestellt, dass Schnecken unser komplettes Vorzeit eingeschleimt haben. Mein Schuh war wirklich komplett überzogen. Reudige Viecher. Aber immer noch besser als Mücken, weil es juckt nicht. Und macht keine Pipsgeräusche neben deinem Ohr. Mit konstanten 10km/h sind wir dann gegen den Wind weitergestrampelt, über irgendeinen sausteilen Berg und dann gegen den Gegenwind bergab getreten. Mühsam und echt unbefriedigend. Aber dann haben wir einen extrem geilen Schlafplatz gefunden. Wahnsinns Aussicht, weiche Wiese, weder Schnecken noch Mücken. PERFEKT. Geschlafen wie ein Stein und sauer auf den Wecker gewesen, der uns um 6.30 aus dem erholsamsten aller Schlafe gerissen hat. Aber der Sonnenaufgang war so malerisch, dass es wieder oke war. Ohne Gegenwind sind wir dann zur Grenze zu Koratien gefahren, mit dem Rad durch die Passkontrolle (irgendwie seltsam) und noch den lieben Reinhold aus Nürnberg kennengelernt, mit dem wir ein sehr schönes Schwätzchen gehalten haben und mit dem wir uns ein bisschen austauschen konnten. Sehr inspirierende Person! Und jetzt sitzen wir an Maria-Himmelfahrt im „Carpe Diem“ Cafe, nutzen den Tag, um sich um alle möglichen Probleme zu kümmern

  • Blogeintrag schreiben
  • Recherche, was mit unserem Gaskocher falsch läuft, weil der nur eine gelbe Flamme bringt, aber alles geputzt ist
  • Recherche, wie man die Luftmatratze repariert, weil wir das Loch trotz einstündiger Absucherei mit Seifenwasser nicht finden
  • Ortlieb anfragen, weil beide unserer Wassersäcke anscheinend einen Produktionsfehler an der exakt gleichen Stelle haben und sie auslaufen
  • wo wir Stühle kaufen, weil wir immer wie die Affen auf dem Boden hocken und uns der Rücken wehtut und wir dachten, wir gehen einfach in einen Intersport und kaufen welche, aber nein, da gibts nur kaas
  • Route durch Kroatien
  • Mail an die Bank, die es tatsächlich nach 3 Monaten immer noch nicht geschafft haben, mein Konto aufzulösen. 

EMPFEHLUNGEN DER REDAKTION

  • Sočatal | wunderschöne Landschaft mit der türkisen Soča mit vielen Sachen zu tun: Wandern, Canyoning, Klettern, ungestört Baden (Achtung Wasser saukalt), …
  • Campingplatz Camp Koren in Kobarit | trotz der Größe gemütlich und sehr schön angelegt, Wasserzugang und Ausflugsmöglichkeiten (z.B. Raften, Canyoning, Kayaking, …)