DUBAI (VAE)

03. – 08. FEBRUAR 2020

Mit einer ausrangierten schwedischen Fähre sind wir über Nacht nach Dubai gefahren. Wir haben uns im Schiff tierisch über das intelligente Design und die Langlebigkeit gefreut. Diese Qualität waren wir irgendwie nicht mehr gewohnt. Weil wir wussten, dass nach der Ankunft eine anspruchsvolle Stadtfahrt wartet, haben wir uns eine Zweierkabine für 34€ pro Person rausgelassen und wirklich gut geschlafen. Voller Vorfreude standen wir am nächsten Tag draußen und haben Dubais Skyline vom Meer aus näher kommen sehen. Mit den gewaltigen Wolkenkratzern und vorallem dem aktuell höchsten freistehenden Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa mit 829m. Irres Teil. Das Lustige an der Fähre war, dass alles noch wie in früheren Zeiten war: Alte Werbungen für Urlaub in Schweden, die Informationstafeln waren in Schwedisch, Deutsch und Englisch und beim Buffet gabs einen Zapfhahn für Pripps Blå.

Beim Aussteigen wurden Männer und Frauen in getrennten Bussen vom Anlegeplatz zur Einreisehalle gefahren. Ich kam natürlich mit als letzte aus dem Schiff und deshalb gabs im Bus nur noch die hinteren Plätze. Auf dem langen Gang hatten die Frauen so genug Zeit, mich von oben bis unten abzuchecken und die Meinung mit der Sitznachbarin zu teilen. Tom gings auch nicht anders, zumindest sah er sehr verloren aus mit seinem Lockenkopf, der über allen schwarzen Haaren deutlich sichtbar war.

Die Einreise ging problemlos, fix und wir haben als erste unsere Taschen und Räder bekommen. Ihnen hat auf den ersten Blick auch nichts gefehlt, also alles aufgepackt und in den Dubaier Verkehr gestartet. Bis zu unserem Apartment hatten wir ca. 30km, weil der Hafen ziemlich weit außerhalb ist. Auf Radlwege braucht man nicht hoffen und Stadtverkehr können wir inzwischen ganz gut, also ab auf die vielspurigen Straßen. Als erstes ist uns aufgefallen, dass es nicht mehr stinkt. Im Iran hat man es ja kaum ausgehalten, wenn ein paar mehr Autos unterwegs waren. Aber weil in den Emirate natürlich alle die schicksten Schlitten fahren, haben die auch Abgasfilter und wir hätten nicht gedacht, dass man das so krass fühlen, schätzen und auch schmecken kann. Traumhaft.

Je näher wir dem Stadtzentrum kamen, desto mehrspuriger wurde es , aber zum Glück gab es meistens einen Pannenstreifen. Irgendwann waren wir auf einer sechspurigen Schnellstraße, als von rechts eine vierspurige dazustößt. Wir waren genauso überrascht wie die Leute, die auf einmal alle zu hupen anfangen und wilde Gesten machen, was zum Geier wir hier mittendrin suchen. Ja Scheiße, was sollen wir denn machen? Wir haben zwar einen Rückspiegel, aber natürlich nur auf die linke Seite und nach rechts umschauen waren wir gleichgewichtstechnisch einfach nicht gewohnt. Vorallem nicht, wenn sie einen mit 100 km/h rechts überholen. Stehenbleiben kann man auch nicht, also sind wir weitergefahren und haben mit viel Handzeichen die Autos Spur für Spur aufgehalten und sind langsam unter viel Kopfgeschüttel nach rechts gewandert. Da ging uns ordentlich die Pumpe, weil das einfach wie mitten auf einer zehnspurigen Autobahn war.

Naja, irgendwann sind wir angekommen und waren heilfroh, dass wir überlebt haben. Das Appartment war zwar ein bisschen außerhalb, aber die Innenstadt wollten wir uns nicht leisten und die Öffis sind ja gut ausgebaut. Und unfassbar sauber! Im Iran war ja immer alles so larifari oder gar nicht geputzt und hier kann man sich überall spiegeln. Als wir die Metro betreten, steht da einer mit dem Wischmop und wischt die Decke!!! Jede Straßeninsel ist gepflegt bis zum geht nicht mehr und alles strahlt einfach nur von Sauberkeit, Ordnung und Akkuratesse. Völliges Kontrastprogramm.

Wir wollten uns natürlich auch die größte Mall der Welt, die Dubai Mal, anschauen, also haben wir die schönsten unserer Klamotten angezogen und ein bisschen Schaufenstershopping betrieben. Toms Highlight war ein Liverpool Fanshop und auch eigentlich der einzige Laden, in den wir reingegangen sind. Mit unterschriebenen Trikots und allem. Da war der Tom ganz aus dem Häuschen. Wir haben uns auch gar nicht so aussätzig gefühlt, weil ja viele Touristen unterwegs sind, die den typischen Ich-fahr-in-den-Urlaub-und-lass-es-krachen-Style ausleben. Am Abend haben wir uns noch die Wasserspiele (natürlich die weltweit größten) angeschaut und über den abartigen Überfluss nur gestaunt. Dass das eigentlich alles Wüste ist, kann man sich nicht vorstellen. Das war ja auch unser beider erstes Mal Dubai und irgendwie haben wir uns wie in der Truman Show gefühlt. Alles so surreal, künstlich und von heute auf morgen komplett anders und übertrieben. Schon allein wie dieser Burj Khalifer in der Nacht beleuchtet ist!! Da fallen einem echt die Augen raus, wenn man vom Iran nichtmal Straßenbeleuchtung gewohnt ist. Da konnten wir uns auch schwer halten, hundert Fotos und Videos zu machen.

Insgesamt waren wir drei Nächte in der Stadt und haben die Zeit natürlich für Blogeinträge und Organisation genutzt. Eine Simkarte wollten wir uns sparen, also haben wir regelmäßig in McDonalds Halt gemacht, weil es da tatsächlich das beste und schnellste Internet gibt. Außerdem gabs Eis im Angeobt und das mussten wir natürlich ausnutzen.
An einem Tag wollten wir auch ans Meer, aber das war schwieriger als gedacht, weil das von Privatstränden von Hotels oder Wohnhäusern gesäumt ist. An einer Beachbar haben wir es aber geschafft, und hatten dann sogar Blick auf die künstliche Palmeninsel, die sie da aufgeschüttet haben. Aber ich glaub, das sieht nur von oben schön aus. Wir haben uns trotzdem den Sonnenuntergang in den Hängematten am Strand angeschaut. Umringt von zahlreichen Baukränen, weil trotz haufenweise leerstehender Gebäude wie verrückt gebaut wird. Zum Glück mussten wir nichts kaufen, weil die haben echt irrwitzige Preise. Umgerechnet 11€ für ein gezapftes 0,4 Bier.

Beim Verlassen der Stadt haben wir versucht, über so viele Seitenstraßen wie möglich zu fahren, um nochmal so einer 10-Spuren Situation zu entgehen, aber das war gar nicht so einfach. Die haben schon echt viele große Straßen, aber im Endeffekt sind wir wohlbehalten auf den Al Qudra Radweg gekommen. Das ist ein traumhafter 86km langer Radweg mitten durch die Wüste. Dem wollten wir bis zur nächsten Hauptstraße folgen. Um nicht die komplette Schleife fahren zu müssen, wollten wir eine Abkürzung nehmen, die auf der Map allerdings als Mountainbikeroute angezeigt war. Wir haben es versucht, aber weit sind wir nicht gekommen, weil die unbefestigte Straße irgendwann einfach in Wüste überging. Mit Dünen und allem. Wir wollten mal über die erste gucken, aber das war schon anstrengend genug. Als uns dann auch noch vier Strandbuggys mit voller Power und spritzendem Sand überholt haben, ist die Entscheidung nicht schwer gefallen, dass wir doch die Schleife fahren. Aber von oben haben wir ein gestört riesiges Solarfeld gesehen. Sonne haben sie ja hier genug.

auf solchen Straßen sind wir unterwegs

Auf der Suche nach einem Schlafplatz haben wir dann sogar noch Antilopen gesehen!! Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet, dass sowas vor Dubai rumläuft. Ganz weiß mit langen geraden Hörnern haben sie vor uns den Radweg überquert. Und schon hat sich der Umweg gelohnt. Auf einem Hügel haben wir ein lauschiges Plätzchen gefunden und beim Abendessen den wahnsinns Ausblick auf den Radlweg mitten durch den ganzen Sand genossen. Im Sand um uns waren auch viele unterschiedliche Tierspuren, auf die wir uns nicht alle einen Reim machen konnten. Aber man hofft das Beste und beim Pinkeln hab ich dann sogar noch eine einzelne Antilope gesehen.

Da laufen die Antilopen

Am nächsten Morgen haben wir miterlebt, wie eine Kehrmaschine durch die Wüste fährt und den Radweg putzt. Haben uns schon gewundert, warum da nicht alles voller Sand ist. Nach einem gemütlichen Frühstück haben wir in aller Ruhe unter dem Winken vorbeifahrender Rennradler unsere Sachen gepackt und uns auf den Weg Richtung Al Ain gemacht.


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