VEREINIGTE ARABISCH EMIRATE

08. – 13. FEBRUAR 2020

Auf dem Weg nach Al Ain ging es erst nach Norden, dann kurz in den Westen, dann südlich und zum Schluss sehr lange östlich. Und jedes Mal hatten wir astreinen Gegenwind. Das muss uns auch mal einer erklären. Zum Glück hatte der Tom die Karte im Blick und rechtzeitig Bescheid gesagt, dass wir uns um Wasser kümmern müssen. Also haben wir bei einem Bauunternehmen alles aufgefüllt und sind dann auf die Straße mitten durch die Wüste. Die Route war zwar wie erhofft autofrei, aber auch sonst frei von allem. 50km kein Laden, keine Häuser einfach nichts. Links und rechts nur Sand und ab und zu ein weißes Skelett von einem Dromedar. Schaurig irgendwie. Ich hab leider keine Fotos gemacht, was mich immernoch ärgert.

Irgendwann hat uns ein Laster überholt und Wasser angeboten. Aber der Typ war echt gruselig und wollte glaub ich mich als Austausch. Zumindest für eine Weile, ich hab seine Gesten nicht ganz verstanden. Wir waren schon froh, als er nach zwei Kilometer neben uns herzockeln uns endlich überholt hat. Am Abend waren wir echt fertig und dem Tom gings ziemlich mies. Zum Glück haben wir einen großen Supermarkt mit Moschee direkt gegenüber gefunden, wo wir alle Erledigungen machen konnten. Und 100 m weiter konnten wir am Dünenrand zelten.

Der Platz war wirklich perfekt, weil den Tom hats komplett zamgezwirbelt. Mit Fieber und allem lag er im Schatten und war fertig mit der Welt. Vier Tage hats gedauert, bis er wieder fit war und ich war einfach nur heilfroh, dass wir mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet waren: Bäume für Schatten, Moschee für Klogänge, Wasser und Klamotten waschen und den Supermarkt für frische Zutaten. So konnten wir auch endlich mal Griesnockerlsuppe und Rührei machen. Sonst war uns das immer zu heikel mit den Eiern. Jeden Tag haben wir auch die gleichen drei Fußgänger begrüßt, die an unserem Krankenlager vorbeigekommen sind. Sie haben zwar freundlich gewunken, aber waren glaub ich schon skeptisch, was das da auf Dauer werden soll. Ich hab den Tag über meistens gelesen und viel geschnitzt. In Abadeh im Iran hab ich mir zwei Schnitzwerkzeuge gekauft und mich drangemacht, meine Holzhaarbürste zu verschönern.

Am 12. Februar konnten wir uns dann wieder auf den Weg machen. Wir sind durch die Grenzstadt Al Ain und waren mal wieder hin und weg, wie sauber und ordentlich alles ist. Sogar die Telefonsendemasten werden in künstlichen Riesenpalmen versteckt! Und was für übertriebene Straßenlaternen und Ampelanlagen mit Gold und Schnörkel die da hingestellt haben.. der Wahnsinn. Nach 80km haben wir unsere verspätete Mittagspause beim Mci gemacht, um nochmal das gute Internet und den 2für1 Pommesdeal auszunutzen. Auf dem Weg in die Vororte sind wir durch einen Kamel- und Futtermarkt gekommen. Wir haben aus Interesse auch mal einige Exemplare angeguckt und rausgefunden, dass man für ein gutes Dromedar gerne 50.000 Dirham (ca.12.500 €) lassen kann. Ich glaub mehr aus “die Europäer erwarten das von uns” haben sie dem Tom ein Kamel für mich angeboten. Pff..

Wir sind weitergefahren und haben zwischen Kamelfarmen unter deren seltsamen Geschrei unser Zelt aufgeschlagen. Am Morgen war das dann auch das erste, was wir gesehen haben. Eine Kamelfamilie, die uns skeptisch von der Ferne beobachtet und unschlüssig ist, ob sie näher kommen sollen. Aber sie haben uns nur umrundet. Während dem Zusammenpacken kam ein Farmer auf uns zugelaufen mit einer großen PET Flasche Milch! Melkwarm! Er hat es zwar nicht gesagt, aber wir vermuten stark, dass das frische Kamelmilch war, weil er selber auch welche hat und die Milch süßer war. Da haben wir uns natürlich sehr gefreut, weil wir uns schon öfter gefragt haben, wie das denn so schmeckt.

ein Tag altes Dromedar auf seinen stackseligen Beinen

Leider hat Toms Darm immernoch nicht ganz mitgespielt und wir haben nicht rausfinden können, woran das jetzt liegt. Von einem lieben Mann, der uns auf einen Kaffee einladen wollte, haben wir ein Health Care Center empfohlen bekommen. Und dort wurden wir wirklich königlich behandelt!! Die Schwestern waren alle vollverschleiert und unfassbar herzlich und lieb. Sie haben uns auch gleich ins Schwesternzimmer gebeten und uns mit traditionellen, selbstgemachten Pfannkuchen, Plätzchen und Datteln versorgt. Und wie wir da völlig überfordert hocken mit Leckereien in beiden Händen, kommt noch ein Kerl mit Tee und Kaffee. Wir müssen echt überfordert ausgeschaut haben, wie wir da so nebeneinander auf der Couch saßen und alle anderen um uns rum standen und uns mit Fragen bombardiert haben.

Die Untersuchung war auch sehr professioniell. Das kann man echt nicht mit dem Rumgestümper in Montenegro vergleichen. Der Doktor hat sich viel Zeit genommen, Fragen gestellt und am Ende auch eine plausible Diagnose rausgegeben. Rezepte gegen alle Eventualitäten verschrieben und dann sind wir mit einem richtig guten Gefühl wieder auf die Straße. Und das krasseste war, dass die Schwestern sich so für uns eingesetzt haben, dass wir die Arztkosten nicht mal zahlen mussten! Und das alles ohne unser Zutun und Wissen!! Wirklich extrem lieb. Wir haben ihnen natürlich eine Karte geschrieben und uns tausendmal bedankt. Dann konnten wir guten Mutes über die Grenze in den Oman weiterfahren.


EMPFEHLUNGEN DER REDAKTION

  • Al Qudra Radweg | traumhafter Radweg mitten durch die Wüste bei Dubai mit Möglichkeit zum Rennradausleihen