Oman I

13. – 21. FEBRUAR 2020

13. FEBRUAR

Endlich Oman!! Der Grenzübergang ging zwar fix, aber wir mussten trotzdem ein paar mal die 5km zwischen dem nächsten Dorf und der Grenze hin und hertingeln, bis wir es endlich Bargeld, Simkarte und Essen organisiert bekommen haben. Zum Glück haben wir ein Limit bei der Bargeldabhebung, weil ich das falschrum verstanden hab mit dem 2,3:1 Kurs. Der omanische Rial ist nämlich ungewohnterweise mehr wert und ich hätte halt einfach mal 500 Rial abgehoben, was dann fast 1200€ geworden wären statt den vermuteten 210€. Hups. Also doch nochmal den Währungsrechner anschmeißen und 100 Rial anklicken.

Bei einer Trinkpause bleibt ein Pannenfahrzeug stehen und fragt, ob wir Hilfe brauchen. Dankend verneinen wir, gucken dem Auto hinterher, steigen auf und ich merk, ich hab einen Platten. Was ein Timing!! Weil man aber quasi überall zelten konnte, war das kein Problem. Während ich im Sonnenuntergang die drei Löcher (!!!) geflickt hab, hat Tom in mühsamer Kleinstarbeit winzige Dornengeflechte ausgerissen, bis endlich genug Platz für unseren Palast war. Erst als es schon dunkel war, haben wir endlich kochen und uns auf das neue Land einstellen können. OMAN!

14. FEBRUAR

Ich bin in der Früh aufgewacht und war irgendwie schlecht drauf. Des hat sich dann im Laufe des Frühstücks zu einem astreinen Ausraster entwickelt inklusive rumheulen und Sachen in der Gegend rumschmeißen. Ich hab mich dann aber wieder beruhigt und wir konnten auf die Straße. Keine Ahnung, was mich da geritten hat. Mittagspause haben wir vor einem Foodstuff Sale gemacht. Die haben hier statt einem Firmennamen immer so explizite Benennungen. Also Lebensmittelgeschäfte heißen Foodstuff Sale, Frauenschneider Ladies Tayloring, ein Geschäft für Türen Door Sale und ein Metall verarbeitender Betrieb Metal Workshop. Da weiß man auf jeden Fall, was man bekommt und das hilft uns Touris natürlich sehr. Nach 74 km haben wir ein Fleckchen zwischen Palmen und Schafen gefunden.

15. FEBRUAR

Am Morgen will ich meine Haare kämmen und mir fällt ein, dass ich meine wunderschön beschnitzte Bürste bei meinem gestrigen Anfall in einen Busch gepfeffert hab. Und da liegt sie immernoch. Super ich Vollidiot. Tief einatmen, beruhigen, bloß nicht nochmal ausrasten. Trotzdem war heute auf jeden Fall Haare waschen angesagt. Weil wirklich nicht viel los war, konnten wir in einer kleinen Moschee ungestört Körperpflege betreiben und uns mal wieder auf Vordermann bringen. Das war wichtig, weil es wird jetzt immer heißer und da sollte man schon öfter mal Seife an die Haarpracht lassen.

Unsere Mittagspause haben wir vor einem riesigen Supermarkt gemacht. So einmal hin-alles drin mäßig. Da waren wir natürlich völlig überfordert, weil wir seit drei Monaten nicht mehr so ein Angebot erlebt haben. Beim Radl absperren haben wir den Nassir kennengelernt, der uns auf einen Tee und eine heiße Schokolade eingeladen hat. Eine halbe Stunde haben wir ihn ausgefragt über allerlei Sachen, die wir so über den Oman gelesen haben. Zum Beispiel, dass man wirklich als mindestens 18 jähriger, verlobter Omani ein 600m² großes Grundstück geschenkt bekommt. Und so sehen dort die Siedlungen auch aus. Erstmal wird die Mauer rundrum gebaut und dann kommt ein pompöses Anwesen auf den immer gleich großen Grund. Oder dass man nur 20 Jahre bis zur Rente arbeiten muss. Da hat er nur gelacht, als er das deutsche Rentenalter erfahren hat. Ja das war schon aufschlussreich.

Nach gefühlt zwei Stunden haben wir endlich alles gefunden und konnten Mittagspause machen. In so riesigen Supermärkten gibt es ja dann auch immer so unwiderstehliche Angebote und ich hab den Tom echt überredet bekommen, eine 24er Packung kleiner Keksrollen zu kaufen. Das war zwar übertrieben viel, aber ich hatte so Bock drauf und einzeln waren die echt teuer. Da musste ich zuschlagen und Tom wusste, dass er auf verlorenem Posten kämpft, als er meinen Blick gesehen hat. Es hat nicht mehr lange gedauert, bis es dunkel wurde und wir einen Schlafplatz unter einem Dornenbaum gefunden haben.

16. FEBRUAR

Heute war Klamottenwaschen angesagt. Also wieder in eine kleine, wenig besuchte Moschee und alles, was man am Leib trägt waschen. In der Sonne wird das beim Radln innerhalb von 5 Minuten wieder trocken. Und dann wieder nass, das geht echt fix.

In der Mittagspause haben wir in einem Coffeeshop gegessen und am Abend in einem ausgetrockneten Flussbett gezeltet. War garnicht so einfach, das Zelt aufzustellen, weil wir ja die Heringe in den Boden kriegen müssen. Aber zum Glück ist im Oman ja selten Regen angesagt, also isses nicht schlimm, wenns ein bisschen flattert.

17. FEBRUAR

Am Morgen, während wir da so unser Frühstück vorbereiten, kommt ein fetter Landrover, der einfach querbeet über die Steine fährt. Ganz langsam, obwohl 50m weiter eine Straße wäre. Und drinnen sitzt ein uralter Mann, der grinst und lacht und sich über sein Gefährt freut.

Heute haben wir die 6000km geknackt!! Leider haben wir den Moment mal wieder verpasst, aber trotzdem sind wir ganz stolz in Nizwa eingefahren. In einer riesigen Mall haben wir nochmal vergeblich nach einer neuen Haarbürste für mich geschaut, aber irgendwie gibts hier sowas nicht. Zumindest nicht aus Holz, weil ich wollte natürlich wieder was zum Schnitzen haben und ich fahr keinen extra Holzklotz mit mir rum. Brauch ja Platz für Keksangebote.

In der Stadt sind wir direkt auf den Micha getroffen. Ein Reiseradler mit Deutschlandtrikot und auch schon länger unterwegs. Viel länger. Da haben wir nicht schlecht gestaunt, als er uns auf seinem Tacho die 34.000 km zeigt. Ja da können wir mit unseren läppschen 6000 einpacken. Wir haben uns schon gefreut, mal wieder ein bisschen Geartalk zu führen, aber leider war er grad im Aufbruch und wollte den Weg über die Berge starten. Das hatten wir die nächsten Tage ja auch vor, also haben wir Nummern ausgetauscht, zwecks Tips und Tricks. Soll nämlich eine gestörte Route sein.

In einem Café mit WLAN haben wir dann Tamara und Taja getroffen, zwei Fotografinnen aus Slovenien, die mit einem Omani, dem Muhannad gemeinsam mit dem Zelt unterwegs waren. Die waren echt witzig drauf und wir dachten uns wieder einmal, was für ein Glück wir haben, dass wir einfach überall so lange wie wir wollen bleiben können und nicht an Flüge oder sonst einen Kram gebunden sind.

Und wie wir dann da so sitzen, kommt noch ein deutsches Pärchen, mit denen wir uns so gut verstehen, dass sie uns gleich zum Essen einladen. Uwe und Ute sind vor kurzem nach Dubai gezogen und waren wirklich super interessant. Vorallem, weil wir uns schon oft gefragt haben, wie es denn so ist, in Dubai zu leben.
Total begeistert von den lieben Menschen, die wir kennengelernt haben und der Stadt sind wir in unser Apartment gefahren und haben seelig geschlafen.

18. FEBRUAR

Heute war Touritag angesagt mit Sightseeing und allem. Nizwa hat nämlich ein riesiges, gut in Schuss gehaltenes Fort, das zwar sauteuer ist, wir aber mit dem armen Radlerbonus ein bisschen günstiger gekriegt haben. Hat uns trotzdem 19€ gekostet. Hat sich aber auch gelohnt, weil das eine irre Anlage ist und die Führung auch sehr interessant war. Vorallem der Ausblick von dem Turm auf die grüne, palmenbewachsene Stadt. Bei der Führung haben wir uns auch gefreut, endlich mal wieder ein bisschen Österreichisch zu hören. Zufällig war nämlich eine tiroler Familie dabei, mit der wir gleich am schmatzen waren. Sechs Kinder haben sie und fahren jedes Jahr gemeinsam irgendwo hin. Obwohl alle schon erwachsen sind. Aber die Mutter hat mir erzählt, dass sie sich nichts materielles an Weihnachten schenken, sondern eine Reise mit gemeinsamen Erinnerungen, weil die mehr wert sind als alles andere. Und das find ich wirklich ein schönes Konzept. Vorallem von sechs Kindern finden sich immer ein paar, die mitfahren können. Diesmal waren es nur vier, deswegen haben sie uns für den Tag adoptiert und waren am Abend auch gemeinsam essen. Echt eine sau lustige Truppe und wir freuen uns schon, sie auf Schnitzel und Apfelstrudel in Zams zu besuchen. Natürlich mim Radl, sind ja nur 200km von Rosenheim, also ja ein Katzensprung.

Am Abend haben wir uns noch mit Steffi und Frank getroffen. Von denen hat uns der Micha, der 34.000 km Typ erzählt. Auch ein radreisendes Pärchen, auf dem Weg zum Basecamp des Mount Everest. Und zufälligerweise, sind sie Türnachbarn von unserem Apartment!! Die Reiseradler finden sich schon immer irgendwie. Das waren auch echt schöne Gespräche, weil man doch ähnliche Freuden und Probleme hat, die man dann so richtig schön erörtern kann.
Echt der Wahnsinn, was für tolle Leute wir hier in Nizwa kennenlernen!!

19. FEBRUAR

Mal wieder ein Orga-Tag. Blogeinträge endlich nachtragen (hat sich ja schon seit Ewigkeiten wieder aufgestaut), die Boneshakers auf Facebook eingerichtet, gegessen und eingekauft. Gestern haben wir im Fort nämlich noch die Severine kennengelernt, eine Französin, die in Kenia lebt und gemeint hat, dass man in Afrika eigentlich ohne Facebook gar nicht weiterkommt. Außerdem hat sie uns auch gleich einen Haufen Kontakte versprochen, die sich freuen würden, uns zu unterstützen oder eine Nacht zu beherbergen. Das ist natürlich Gold wert und das Angebot nehmen wir gerne an. Das ist eigentlich eh das beste, wenn man weitergereicht wird, weil man so keine allzu großen Umstände macht, die Leute vorbereitet sind, und wissen, wer da kommt.

Am Abend waren wir noch auf dem Markt und haben uns die ganzen schönen Sachen angeguckt, für die Nizwa bekannt ist. Vor allem aber Weihrauch. Das riecht man auch aus vielen Moscheen und ist schon seltsam, weil ich immer dachte, dass das christlich ist und sich sehr nach daheim anfühlt. Aber nein, Weihrauch kommt aus den arabischen Ländern. Wieder was gelernt.

Dann nochmal im Al Zuhly Restaurant essen gegangen, weils am Abend davor schon so gut war und dann ab ins Bett, weil morgen gehts los Richtung Berge!!!

20. FEBRUAR

Nachdem wir unsere Blogeinträge für den Iran finalisiert haben, sind wir um 15 Uhr endlich losgekommen. 26 km sind wir bis zu einem Wadi gefahren, wo man anscheinend schön zelten kann. Wadis sind Täler oder Flussläufe, die mit Wasser aus den Bergen gespeist werden und deswegen sehr grün bewachsen sind. Da es momentan sehr trocken ist, sind viele Wadis vollständig oder fast ausgetrocknet. Trotzdem meistens sehr beeindruckend, weil die Felswände oft extrem steil und hoch sind. Da wo wir zelten wollten, gab es auch kein Wasser mehr. Auf dem Weg haben wir zwei Studenten Georg und Melanie getroffen, die sich einen Landrover mit Dachzelt gemietet haben und so in den Semesterferien den Oman erkunden. Weil sie auch grad auf Schlafplatzsuche waren, haben wir uns zusammengetan und am Flussbettrand ein perfektes Plätzchen gefunden, wo wir sogar noch ein Lagerfeuer machen konnten. Mit der ganzen Geräuschkulisse von dem Widerhall der Vögel und Grillen, war das mit dem Feuerschein echt eine traumhafte Kulisse.

21. FEBRUAR

Wir sind extra zeitig aufgestanden, weil die beiden nach Nizwa wollten, um gute Fotos vom Viehmarkt zu bekommen. Der findet immer Freitags statt und ist anscheinend echt sehenswert. Haben wir mal wieder zu spät rausgefunden, aber ich kann Tierquälerei eh nicht anschauen und da soll es rabiat zugehen.

Auf dem Weg nach Al Hamra, wo wir die Clay Ruinen anschauen wollten, gab es noch eine anscheinend sehenswerte Höhle. Für 17€ pro Person war uns das allerdings einfach zu teuer. So begeistert haben die paar Leute auch nicht gewirkt, die da rauskamen, also haben wirs gelassen und sind den Hügel runter wieder auf die Straße. Ich natürlich wieder voraus, weil ich immer voraus fahre, obwohl ich keine Ahnung hab wohin und Tom hinten nach. Dachte ich. Aber mal wieder hat er auf dem Parkplatz kurz vorm Losfahren jemanden kennengelernt und war am Ratschen. Ich war scho a bissl genervt, weil des echt typisch ist mit Tom der Laberbacke. Aber wo er mir dann fett grinsend entgegenkam, war ich doch gespannt, wen er denn da jetzt aufgetan hat. Und zwar die Tine und den Max vom Samerberg 10km von Rosenheim!! Und weil wir alle grad Hunger hatten, haben wir unter einem Baum Mittagspause gemacht, viele Datteln gegessen, geratscht und den vorbeilaufenden Kamelen zugeschaut. Und dann haben sie uns auch noch angeboten, Sachen für uns nach Hause zu bringen!! Zum Beispiel ein Dubaier Nummernschild, das wir mitten in der Pampa gefunden und uns jeden Tag gefragt haben, ob wir es noch länger rumfahren sollen. So haben wir ein kleines Paket zusammengestellt, meinen Eltern noch eine Karte geschrieben und uns extrem gefreut, dass wir so liebe Leute kennengelernt haben. Danke nochmal!!

Danach sind wir nach Al Ḩamrā, einem kleinen Dorf am Fuße des Jebel Shams, dem höchsten Berg im Land. Die Häuser dort sind aus Lehm und die Altstadt ist verlassen und verfällt vor sich hin. Und weil ja nix abgesperrt ist, kann man in einige Häuser auch rein und sich das ganze angucken. Schon ein bisschen aufregend, weil man nie weiß, ob die Treppe hält oder ob gleich alles zusammenfällt.

Aber wir haben es unbeschadet überstanden, haben noch eingekauft und sind dann den Berg angegangen. Der Micha hat uns ja schon erzählt, dass das wirklich eine absolut gestörte Route ist, und von anderen Blogs haben wir ähnliches gehört, also dachten wir uns, wir verteilen das auf zwei Tage… Jau leck.. das sind Steigungen, da glaubt man echt nicht mehr dran. Wir mussten andauernd in Serpentinen auf der Straße fahren, weil es sonst überhaupt nicht möglich war. Kranker Scheiß. Weil es ja schon relativ spät war, sind wir auch nicht weit gekommen, aber haben einen traumhaften Spot gefunden, wo wir mit grandiosem Ausblick noch ein Lagerfeuer machen konnten. Als das Holz alle war, haben wir so kleine Büsche reingeschmissen, wie man sie aus Zeichentrickfilmen kennt, wie sie über die Straße wehen. Die brennen ordentlich. Da hat man dann für eine Minute ein mords Inferno und dann wars das wieder. Sehr fertig und zufrieden sind wir dann schlafen gegangen.


EMPFEHLUNGEN DER REDAKTION

  • Al Zuhly Restaurant | preiswert, richtig lecker und liebe Leute!
  • Nizwa Fort | Wer Lust auf Touriaction hat, sehr interessant, schön und grandioser Ausblick über Nizwa
  • saftige Datteln auf dem Gemüsemarkt von Nizwa | sehen nicht appetitlich aus, aber je batziger, desto besser. Ruhig durchprobieren und nicht mit denen aus dem Supermarkt zufrieden geben