QUESHM (IRAN)

14. – 25. JANUAR 2020 

Als wir mit der Fähre auf Queshm angelegt haben, war es schon zappenduster. Mit unserer Map haben wir im 6km entfernten Dorf wieder einen öffentlichen Park anvisiert. Leider war der winzig, komplett betoniert, mittendrin, taghell erleuchtet und auch noch überflutet. Ja gut, dann müssen wir wohl weitersuchen. Ein Pick up hat neben uns angehalten. Wir haben gefragt, ob es eine Moschee oder ähnliches gäbe, wo wir für eine Nacht unterkommen könnten. Er hat genickt und uns bedeutet, ihm zu folgen. Irgendwie hat er einen komischen Eindruck gemacht, aber wir waren verzweifelt, also sind wir ihm nach durch die Gassen. Er biegt links ab, dann noch zwei mal und hat mit uns im Schlepptau eine Runde im Dorf gedreht. Als er zur zweiten ansetzt, wird es uns zu blöd und wir sind wir sind nach der zweiten Linkskurve wieder auf die Landstraße. 

Mit dem LEDlenser haben wir die schlammige Umgebung ausgeleuchtet und ein Plätzchen auf trockenem Boden entdeckt. Und dann findet der Tom beim Einräumen die widerlichste Spinne jemals. Wah.. die sah so aus, als wär sie eine Kreuzung aus Skorpion und Spinne mit 10 Beinen. Uäh da gruselts mich jetzt noch beim Schreiben. Wir haben einen Becher drübergestellt, weil sie auch nicht weggelaufen ist und ich Angst hatte, dass sie ihre großen Brüder holt und mich fessen. Dementsprechend entspannt hab ich auch geschlafen und dann um 3 Uhr ging der Wind los. Und der Becher fällt scheppernd um. Wir wollten es erst aussitzen, aber der Sturm wurde immer stärker, also sind wir doch raus (Tom natürlich zuerst) und haben das Zelt mit unseren neuen Sandheringen stabilisiert. Dann wars auch gleich nicht mehr ganz so laut, aber geschlafen haben wir trotzdem scheiße. Am nächsten Morgen war der Sand überall und es war echt eine Herausforderung, das riesen Zelt im Wind zusammenzulegen. Das blöde Vieh haben wir zum Glück nicht mehr gesehen, aber ich war doch froh, als wir wieder auf der Straße waren. 

Dann haben wir uns auf den Weg zu Assads Homestay gemacht. Der wurde bei Tripadvisor in höchsten Tönen gelobt und wir hatten echt Lust, uns ein bisschen verwöhnen zu lassen. Und die Bewertungen haben nicht übertrieben. Es war zwar sehr spartanisch eingerichtet, aber Assads Frau hat wahnsinnig gut vegetarisch gekocht und die Familie war super lieb und offen. Sie hat uns auch gezeigt, wie sie die wahnsinnig aufwändigen Verzierungen für die traditionellen Gewänder macht. Da braucht man echt Geduld und ein gutes Auge. Außerdem gab es drei kleine Kätzchen, die den ganzen Tag um uns rumgetollt sind. In dem gemütlichen Innenhof haben wir dann mal wieder alles ordentlich geputzt, gewaschen und repariert. Leider hat sich der Tom eine Grippe eingefangen, aber wir konnten bleiben und uns umsorgen lassen. Vorallem mal wieder einen Blogeintrag rausbringen, weil wir ja immernoch ordentlich hinterherhängen und wir uns das bei jedem Telefonat anhören müssen. Eigentlich haben wir gehofft, dass der nahe Strand schön zum Schwimmen wär, aber da sahs aus wie sau. Nur Fischerboote, alles voller Müll, Algen und völlig verwahrloster Katzen. 

Nach fünf Tagen gings ihm dann wieder gut soweit, also haben wir uns auf den Weg in den Süden gemacht. Dort gibt es nämlich Salzhölen und traumhafte Felsformationen. Auf dem Weg dahin sehen wir in der Landschaft eine Zeltstadt mit aufgepackten Kamelen und Pferden, die aussieht wie vor 100 Jahren. Und hunderte Leute in staubigen Gewändern. Wir haben schon gehört, dass irgendwo auf der Insel eine Serie gedreht wird, aber dass das so riesig ist, haben wir nicht vermutet. Interessiert sind wir näher gekommen und wurden auch gleich vom vermutlichen Produktionsleiter rumgeführt. Das wäre in Deutschland unmöglich!! Da wird alles großräumig abgesperrt, damit ja keine Informationen nach draußen dringen, und wir standen hier fünf Meter vom Regisseur entfernt und haben zugeguckt, wie eine Szene gedreht wird. Und dann sind auch noch einige Schauspieler zu uns gekommen, um Fotos mit uns zu machen!! Verdrehte Welt, aber wirklich super interessant, so nah dabei sein zu dürfen. Als wir weitergefahren sind, haben wir auch die provisorischen Stallungen der über 200 Tiere gesehen. Was für ein Aufwand. 

Wir wollten am Meer unser Lager aufschlagen, aber weil wir nicht ganz sicher waren, wie hoch die Flut kommt, sind wir sicherheitshalber doch auf einem Hügel geblieben. Was sich im Endeffekt als sehr weise rausgestellt hat. Da wären wir ordentlich baden gegangen.

Auf dem Weg zur Salzhöhle haben wir wieder Dromedare gesehen. Das ist inzwischen eigentlich nix Besonderes mehr, aber irgendwie schauen die schon einfach schräg aus mit ihren kleinen Fellohren und den hängenden Augenliedern und Unterlippen. Irgendwie niedlich, aber auch einschüchternd, weil die echt groß sind.

Die Salzhöhle war anders als erwartet. Die Bilder im Internet haben mal wieder den Himmel auf Erden versprochen und im Endeffekt war es einfach nur eine Höhle. Schon interessant, aber die wahnsinns Stalaktiten und -miten kann man nicht erreichen, es sei denn man ist ausgebildeter Höhlentaucher mit einer staatlichen Erlaubnis. Aber sehr schön war sie trotzdem. Das beste war aber eigentlich die unendliche Stille im Inneren. Weil um die Jahreszeit nicht viel los ist, waren wir eine halbe Stunde ganz alleine. Wir haben die Stirnlampen ausgemacht und uns in der absoluten Stille hingesetzt. Keine Vögel, Autos, keine zirpenden Grillen, Tropfen oder Meerrauschen. Absolut nichts. Das war echt meditativ. Dann kam eine stapfende Familie mit ihren hellen Lampen schreiend rein und wir sind wieder in Tageslicht zurück. 

Für 240.000 Rial (1,67€) haben wir uns noch einen Guide genommen, der uns durch die zweite Höhle geführt hat. Da musste man erst eine halbe Stunde hinwandern und wissen, wo der Eingang ist, weil das alles teilweise eingestürzt und nichts abgesichert ist. Da gab es auch mehr Salzformationen zu sehen und man musste sich durch schmale Spalte quetschen. Richtiges Explorer-feeling. Der Boden war teilweise bedeckt mit Kristallen, die aussahen wie schneeweißes Badesalz.

Leider konnten wir wegen Überschwemmungen das Stars-Valley nicht anschauen, also sind wir nach Queshm Town und haben für den übernächsten Tag eine Fähre nach Hormus genommen.


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