OMAN IV WADIS

12. – 11. März 2020

12. MÄRZ

So, jetzt gehts wieder weiter! Also packen, rauf aufs Radl, den Luxus hinter uns lassen und ab zurück ins Sandlerleben. Irgendwie hat sich mein Körper aber zu schnell an des Rumgesitze gewöhnt und deswegen war ich echt am Kämpfen. Ging natürlich auch rauf und runter wie verrückt, aber das ist ja nix Neues. Am Abend haben wir eine Ziegenherde gesehen, die vor einem Grundstück stand. Dann macht jemand das Tor auf und zack, sind alle drin. Wie eine Sanduhr.. Die werden morgens einfach rausgelassen, machen, was auch immer Ziegen so machen und am Abend treffen sie sich alle wieder zuhause und warten, bis sie reindürfen. Ganz praktisch eigentlich. Kurz danach haben wir auch einen sehr idyllischen Spot gefunden, wo wir schön zelten konnten.

13. MÄRZ

Weiter gings bergauf bergab mit viel Gegenwind aber schönen Wolken und ein paar Kamelen.
In einem Dörfchen wollten wir unsere Wasserflaschen wieder an einer Moschee auffüllen, als ein älterer Mann ganz aufgeregt zu uns kommt und in sehr gebrochenem Englisch sagt. “Moment, dead 5 Minutes!” Und wir waren natürlich erstmal verwirrt und haben auf unser Wasser gezeigt. Und er hats nochmal wiederholt und uns gedeutet, wir sollen warten. Er ist wieder ins Haus gegangen und wir wollten schon wegfahren, weil warum jetzt 5 Minuten auf den Tod warten? Dann kommt er aber doch direkt wieder mit einem riesigen Sack voller Datteln. Achso, “dates” nicht “dead”.. Aussprache kann Leben kosten! Und das waren so richtig geile saftige getrocknete Datteln! Aber halt 4 Kilo. Wir wollten erstmal ablehnen, weil wir das ja nicht transportiert kriegen, aber er meinte, dass er eine Plantage besitzt und hausgemacht und überhaupt das Beste. Und weil wir ja auch Bock drauf hatten, haben wir uns bedankt und den Ziegelstein eingepackt. Sie sahen halt auch wirklich geil aus und Datteln sind ja gesund, nahrhaft und wir futtern eh wie die Scheunendrescher, also geht des wahrscheinlich schneller weg, als gedacht. (Zeitsprung 13 Monate später: Es sind noch 5 Stück übrig.)
Auf der Schlafplatzsuche bleibt auf einmal ein Auto stehen und wer steigt aus? Der Vater von dem geilen Strandappartmentl! Der hatte Besuch aus Frankreich da und hat uns gleich erkannt! Richtig schöne Überraschung, auch wenn wir nicht wussten, wie wir damit umgehen sollen. Eigentlich hätten wir ihn schon umarmt, aber das macht man ja jetzt wegen Corona nicht mehr und deswegen gabs seltsames Ellbogengekuschel. Troztdem schön, sich nochmal persönlich für alles bei ihm bedanken zu können und zu sehen, dass es ihm wirklich nix ausgemacht hat, dass wir so lange da waren.
Dann haben wir zwischen Kamelen und wilden Eseln unser Zelt aufgeschlagen und den ganzen verrückten Geräuschen gelauscht.

14. MÄRZ

Am Morgen wars dann schon echt wieder schnell richtig heiß. In dem nächsten Dörfchen haben wir uns in einer Moschee wieder frisch gemacht. Ich hab das ja jetzt schon öfter gesagt, aber das ist echt so eine schöne Sache! Man darf rein, es gibt fließend Wasser, Seife und eine Toilette. Manchmal noch einen Spiegel und danach fühlt man sich einfach immer so viel besser! Warum gibts bei uns nur für den Pfarrer die rituelle Waschung? Von den Sünden reingewaschen sein reicht bei uns anscheinend… Naja.Vor der Moschee haben uns drei Omanis noch auf Kaffee und Tee eingeladen und uns sehr interessiert über unsere Reise ausgefragt.


Heute sind wir endlich zum Wadi Shab gekommen. Das ist einer der schönsten Wadis im Land, weil er sehr groß und spektakulär ist. Außer die fette Autobahnbrücke, die an der Mündung ins Meer über das Tal führt. Da der Flusslauf dort sehr breit und tief ist, wird man mit dem Boot weiter reingefahren und kann dort loswandern tiefer ins Tal. Beim Warten aufs Boot haben wir vier Leute kennengelernt, die auf dem Weg von Sri Lanka nach London zwischenlanden mussten. Weil ein Triebwerk ausgefallen ist!!! Mitten überm indischen Ozean und sind dann zum Glück noch bis Muscat gekommen. Mark aus Edinburgh, Eddi aus Australien und Charlie aus London. Kannten sich alle nicht, aber weil es für sie erst am Abend weiterging, wollten sie in der Zwischenzeit was entdecken. Das war echt eine witzige Truppe, also sind wir gemeinsam auf ein Boot, auf die andere Seite des Flusses geschippert und haben da unsere Wanderung zwischen den Felswänden und exotischen Pflanzen begonnen.

Auf dem Weg haben wir dann noch den Muhannad getroffen, den wir mit den zwei Sloveninnen in Nizwa kennengelernt haben. Das war echt ein Zufall und er hat sich sofort angeboten, uns zu führen. Die Kulisse und die Felsformationen waren echt beeindruckend. Da hätte ich mal wieder gerne den Papa im Ohr gehabt, der mir sicher erzählen kann, was für Gestein genau das ist und warum es so ausschaut, wie es eben ausschaut. Muhannad hat uns erzählt, dass Red Bull hier mal ein Klippenspringen veranstaltet hat. Weil es dort überall echt gutes Netz gibt (eigentlich generell ÜBERALL außer in Bayern), hat er uns auf seinem Handy ein Video von der Weltmeisterschaft gezeigt. Und dann rauf zu dem Plateau gedeutet, wo sie abgesprungen sind. Das kann man sich nicht vorstellen, warum man das machen soll.


Irgendwann muss man schwimmen, um weiterzukommen. Also rein in die Badesachen und ins türkise Wasser. Zum Glück ist der Wasserstand nicht sehr hoch, deswegen mussten wir nicht tauchen und uns nur durch einen schmalen Spalt quetschen, um in die Höhle zu kommen. Durch Spalten in der Decke kam das Licht und am anderen Ende floss ein kleiner Wasserfall den Stein runter. Da war ein Seil festgemacht, mit dem man sich hochziehen konnte, um wieder raus und in die nächste Gumpe zu kommen. Es war wirklich viel Gekletter und Gespringe und hat sich auch voll gelohnt, weil so weit würde man sich ohne Guide nicht trauen. Leider haben wir davon keine Fotos, aber das hätte auch kein Handy überstanden.
Wieder zurück haben wir uns von den anderen verabschiedet, die wieder zurück zum Flughafen mussten. Wir haben unser Zelt hinter einem verlassenen Wohnwagen aufgebaut und uns mit Muhannad für den Wadi Tiwi für den nächsten Tag verabredet.

15. MÄRZ

Beim Frühstück wurden wir erstmal wieder von Ziegen besucht. Die waren irgendwie grüppchenweise unterwegs von der einen Seite des Wadis auf die andere. Und diese Gruppe war besonders aufdringlich. Nach dem dritten Anlauf, irgendwas von uns zu klauen, haben sie sich doch verjagen lassen.

Dann sind wir zum Muhannad nach Hause gefahren. Dort konnten wir die Räder parken und sind mit ihm gemeinsam mit dem Auto in den Wadi Tiwi. Da muss man ca. 10km in die Berge auf winzigen extrem steilen Straßen. Und wir hatten noch überlegt, ob wir mim Radl fahren und waren heilfroh, dass wir zu faul waren. Muhannad wusste genau, wo er Anlauf nehmen muss, weil es sonst sein Jeep auch nicht schafft. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum da so wenige Touristen hinter fahren. Am Ende der Straße ist ein winziges Dörfchen und man klettert durch irgendwelche Plantagen an Hängen zum Wasser runter. Niemals hätten wir das ohne ihn gefunden!

Und es hat sich unglaublich gelohnt! Am Anfang war einfach nur der Ausblick von oben auf die Felsen, die türkisen Gumpen und die ganzen Palmen. Aber dann haben wir uns an Seilen runtergehangelt und waren im Paradies mit Becken, Naturrutschen und Wasserfall. Da dachte ich mir echt – wow das sind Flitterwochen. Nicht frierend im Zelt liegen und schon mit dem Gedanken anfreunden, in eine Plastikflasche zu pinkeln, weil einem sonst der Arsch abfriert. Nein so richtig mit Sonne und warm, Paradies und ganz allein.
Muhannad hatte einen wasserdichten Rucksack dabei, deswegen konnten wir den Wadi auch flussabwärts erkunden. Außerdem konnten wir unser Handy mitnehmen, weshalb es jetzt auch Fotos davon gibt. Eine Taucherbrille hatte er auch dabei und wusste genau, wo wir springen können. Allerbester Tourguide ever!!!


Und weil der Tag gar so schön war, hat er uns zum White Beach mitgenommen, wo wir hausgemachten Kuchen von seiner Mama und Brotzeit gegessen haben. Ein befreundeter Polizist kam noch vorbei, der uns erzählt hat, Corona kommt von den Chinesen, damit private Firmen Pleite gehen und die Regierung sie aufkaufen kann. Das war unsere erste Verschwörungstheorie, die wir gehört haben.. schon verrückt. Dann haben wir unter dem Sternenhimmel geschlafen, bis die Sonne gefühlt viel zu früh aufgegangen ist. Leider wars echt windig in der Nacht und demnach auch sandig überall. Ich wollte eigentlich ein Sonnenaufgangsfoto machen, war aber einfach zu faul. Zum Glück der Tom nicht.

16. MÄRZ

Am Morgen war um uns rum alles voller Krebsspuren. Die müssen in der Nacht direkt über uns drüber gekrabbelt sein! Und auch garnicht mal so kleine.. Naja, aber die tun ja anscheinend nix.
Nach einem kleinen Frühstück haben wir zusammengepackt und sind wieder zurück zu unseren Rädern gefahren. Sehr sehr dankbar haben wir uns verabschiedet und sind immernoch begeistert, was für ein guter Guide Muhannad ist!!


EMPFEHLUNGEN DER REDAKTION

  • Wadi Tiwi | traumhafter Wadi mit Wasserfällen, Gumpen, Klettern und Erkunden. Aber auf jeden Fall mit Guide losziehen, weil man sonst einfach wirklich nicht hinfindet
  • Wadi Shab | sehr schöner großer Wadi